1917 |
wird Johannes Bobrowski am 9. April in der Grabenstraße 7 (heute
Smolenskaja) in Tilsit (heute Sowjetsk in der Kaliningradskaja oblast)
an der Memel (Njemen, Nemunas) als Sohn des Eisenbahnbeamten Gustav
Bobrowski geboren. Nach einem Zwischenspiel in Graudenz (heute Grudziadz)
an der Weichsel 1919/20 kehrt die Familie nach Tilsit zurück. |
1925 | zieht die Familie nach Rastenburg im heute polnischen Masuren. Bobrowski besucht das Gymnasium in Rastenburg. |
1928 | zieht die Familie nach Königsberg (heute Kaliningrad). Eintritt in die Quinta des humanistischen Stadtgymnasiums Altstadt-Kneiphof am Dom, dessen erster Direktor Johann Michael Hamann (1796-1813) gewesen war, der Sohn des Johann Georg Hamann, und dessen Direktor (von 1921 bis 1945) Arthur Mentz bis zuletzt nicht der NSDAP beitritt. Bobrowski arbeitet im „Bund Deutscher Bibelkreise“ mit, wiederholt die Obertertia, lernt beim Domorganisten, gewinnt kurz vor dessen Tod die Freundschaft des Dichters Alfred Brust (1891-1934), sucht die Nähe der Bekennenden Kirche (in der die Familie 1936 Mitglied wird) und verbringt die Sommer bei den Großeltern mütterlicherseits jenseits der Memel im litauischen Willkischken und Motzischken. |
1937 | legt Bobrowski sein Abitur ab. Wenig später lernt Bobrowski Johanna Buddrus aus Motzischken kennen. Pflichtdienst beim Reichsarbeitsdienst. Im November Beginn des zweijährigen Wehrdienstes als Funker in der Nachrichtenabteilung 41 in Königsberg. |
1938 | zieht die Familie nach Berlin-Friedrichshagen. Bobrowski soll in Berlin Kunstgeschichte studieren. |
1939 | Als Gefreiter nimmt Bobrowski am gesamten Krieg teil – in Polen, Frankreich, in der Sowjetunion (vom lettischen Kurland bis nach Nowgorod), unterbrochen durch ein Studiensemester 1941/42 in Berlin. Im April 1943 heiratet Bobrowski Johanna Buddrus; die kirchliche Trauung erfolgt auf deren elterlichem Hof in Motzischken. Ein zweites Studiensemester unter der Bedingung, Offizier und Mitglied der NSDAP zu werden, lehnt Bobrowski ab. |
1945 | Am Tag der Kapitulation der Wehrmacht geht Bobrowski am 8. Mai im kurländischen Kandau (Kandava) in sowjetische Gefangenschaft, beginnt als Kohlenhäuer bei Rostow im Donezbecken, arbeitet in der Kulturbrigade mit, besucht 1949 die Antifaschistische Zentralschule bei Gorki an der Wolga. Am Heiligen Abend 1949 kehrt Bobrowski zu seiner Frau nach Berlin-Friedrichshagen heim. |
1950 | beginnt Bobrowski als (einziger) Lektor des Altberliner Verlags von Lucie Groszer, einem Kinderbuchverlag. Unter anderem gibt Bobrowski bei Lucie Groszer „Die Sagen des klassischen Altertums“ nach Gustav Schwab neu heraus und bearbeitet das „Volksbuch vom Hans Clauert“, dem märkischen Eulenspiegel. 1952 Niederschrift der „Altpreußischen Elegie“ in freien Rhythmen, 1955 als „Pruzzische Elegie“ neben anderen Gedichten in „Sinn und Form“ gedruckt. |
1953 | im Juni zieht Bobrowski mit den Eltern in die Wohnung Ahornallee 26 in Berlin-Friedrichshagen. |
1959 | im September wird Bobrowski als Lektor für Belletristik im Union-Verlag angestellt, dem Buchverlag der CDU in Berlin-Mitte. |
1961 | Im Februar erscheint Bobrowskis erster Gedichtband „Sarmatische Zeit“ bei der Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart, im November beim Union-Verlag, der die in Stuttgart gestrichene „Pruzzische Elegie“ aufnimmt. |
1962 | Im März erscheint bei der DVA der Gedichtband „Schattenland Ströme“ (im Mai 1963 folgt der Union-Verlag). Im Juli erhält Bobrowski in Wien den Alma-Johanna-Koenig-Preis, im Oktober den Preis der Gruppe 47. |
1964 | Im September erscheint gleichzeitig im Union-Verlag und im S. Fischer-Verlag der Roman „Levins Mühle“, mit Vorabdruck in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ im August/September. Für „Levins Mühle“ wird Bobrowski im März 1965 mit dem Heinrich-Mann-Preis der Deutschen Akademie der Künste zu Berlin und im Mai 1965 mit dem Internationalen Charles-Veillon-Preis in Zürich ausgezeichnet. |
1965 | Im Mai erscheint bei Wagenbach das Quartheft „Mäusefest und andere Erzählungen“. Ende Juli beendet Bobrowski das Manuskript der „Litauischen Claviere“. Zwei Tage später wird Bobrowski mit einem Blinddarmdurchbruch ins Krankenhaus Köpenick eingeliefert. Nach hinzukommender allgemeiner Sepsis stirbt Bobrowski am 2. September. Er wird nahe seiner Wohnung Ahornallee 26 auf dem Friedhof der Evangelischen Gemeinde in Friedrichshagen begraben.
Im selben Monat erscheint im Union-Verlag der Erzählungsband „Boehlendorff und Mäusefest“, im Mai 1966 aus dem Nachlass im Union-Verlag der Roman „Litauische Claviere“, 1967 im Wagenbach-Verlag. |
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- Klaus Völker: Nachwort zur
Neuauflage von „Mäusefest und andere Erzählungen“, Wagenbach Verlag
1995
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- Eberhard Haufe: Einleitung zu Johannes Bobrowski:
Gesammelte Werke, Band I, Stuttgart: DVA 1998
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- Eberhard Haufe: Bobrowski-Chronik, Königshausen
& Neumann, Würzburg 1994.
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- Einleitung aus den Materialien für Lehrerinnen und
Lehrer von Maria Behre, Andreas Degen und Christian Fabritz zu dem
Text- und Materialband Spur
der Stimmen (Download).
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